Wenn wir Granat sagen, meinen wir meist den speziellen, böhmischen Granat in dunklem rot, der in der ganzen Welt bekannt ist. Aber das Wort Granat ist eigentlich ein Name für eine ganze Gruppe von Mineralien, die dieselbe atomare und kristalline Struktur haben, sich aber in ihrer chemischen Zusammensetzung voneinander unterscheiden. Aus diesem Grund weisen die unterschiedlichen Granatarten teils große Unterschiede in Farbe und anderen Merkmalen auf. Weniger bekannte Granate wie Rhodolithen und Tsavoriten gewinnen allerdings zunehmend an Popularität in der Schmuckverarbeitung.
Eine kurze Geschichte des Granat
Der Name “Granat” stammt vom lateinischen Wort für Granatapfel: granatum malum. Und es ist nicht schwer nachzuvollziehen, wieso er nach der Frucht benannt ist - in Farbe und Glanz wirkt so mancher Granat tatsächlich wie ein Kern aus einem Granatapfel. Archäologische Funde aus der Zeit der Skythen (6.-4. Jahrhundert v.Chr.) beweisen, dass der Granat Menschen schon seit sehr langer Zeit bekannt sind. Die Schönheit des Granat wurde auch schon im alten Ägypten, im alten Griechenland und in anderen antiken Kulturen bewundert. Einer der ältesten Funde ist ein zylindrisches, grünes Spessartin-Siegel aus der mesopotamischen Stadt Ur. Es stammt aus dem 21. Jahrhundert v.Chr. und sollte die Macht des letzten sumerischen Königs, Ibbi-Sin, untermauern. In der Zeit des römischen Philosophen Plinius des Älteren, wurden rote Granate carbuncul genannt, doch dieser Name wurde auch für andere rote Edelsteine benutzt, denn er bedeutet “kleine heiße Kohle”.
Ein Symbol der Liebe und der Leidenschaft
Der Granat ist der Geburtsstein für alle Januar-Geborenen und wird traditionell zum zweiten Hochzeitstag geschenkt. In der Antike wurden dem Granat magische Kräfte zugeschrieben. Wegen seiner tiefroten Farbe wird er häufig mit Liebe, Leidenschaft und Lebensenergie assoziiert. Er sollte seinem Träger Vitalität bringen, ihn vor Feinden schützen und die Fantasie anregen. Ihnen wurde weiters ein positiver Effekt auf das Herz und den Blutkreislauf zugeschrieben. Im Mittelalter glaubte man außerdem, dass Drachen Granate als Augen hätten.
Der Granat in der Geologie
Wäre der Granat das Thema einer Chemiestunde, würde die Formel X3Z2[SiO4]3 an der Tafel stehen. Diese Formel enthält einige Variablen, für die die jeweils relevanten Spezifika eingesetzt werden können um die individuellen Arten von Granat zu erhalten. Für X können wir Calcium (Ca), Mangan (Mn), Eisen (Fe2+) oder Magnesium (Mg) einsetzen, für Z gibt es die Möglichkeiten für Aluminium (Al), Eisen (Fe3+), Chrom (Cr), Vanadium (V3+), Zirkonium (Zr) oder Titan (Ti). Die Unterschiede sind riesig, aber für gewöhnlich werden Granate in sechs grundlegende Gruppen eingeteilt: Almandin, Pyrop, Grossular, Andradit und Spessartin. Viele Granatarten können als Übergangsart verstanden werden, die das Mittel zwischen zwei definierten Formen bildet.
Granate kristallisieren im kubischen Kristallsystem und werden für gewöhnlich als rhombododekaedrische oder hexaokatedrische Kristalle gefunden. Seltener formen sie auch körnige oder kompakte Aggregate. Sie befinden sich zwischen 6,5 - 7,5 auf der Mohs'schen Härteskala und weitere Charakteristika sind Fragilität, eine sehr ungleichmäßige Spaltung und Fraktur in muschelige und splittrige Brüche. Der Glanz des Granat ist weiß mit einem Hauch Farbe und der Schein ist glasartig bis harzig. Mit Ausnahme der Andradite lösen Säuren Granate nicht auf uns sie lassen sich gut schmelzen, außer jene, die Chrom enthalten, wie Knorringit oder Uwarowit. Die Granatgruppe ist so vielfältig, dass man Granate in allen Farben außer hellem Blau finden kann. Ein Vorteil von Granat ist, dass er für gewöhnlich keine sichtbaren Einschlüsse enthält. Fans natürlicher Edelsteine wissen zudem zu schätzen, dass Granate für gewöhnlich nicht künstlich behandelt werden.
Sehen wir uns einige Granatarten im Detail an.
Almandin
Dieser tiefrote Granat mit leichtem Violettstich gehört zu den häufigsten Granatarten. Er wurde 1546 vom deutschen Wissenschaftler und Vater der Mineralogie, Georgius Agricola, nach der antiken Stadt Alabanda in der Türkei benannt, in der Edelsteine geschliffen wurden. Generell lässt sich sagen: je dunkler der Stein, desto wertvoller. Almandinvorkommen gibt es in der ganzen Welt, auch in Tschechien. Allerdings stammen die meisten Stücke auf dem Markt aus Indien. Sie werden häufig mit böhmischem Granat verwechselt, der seltener und wertvoller ist als der indische.
Rhodolith
Die Edelstein-Variante des Almandin wird Rhodolith genannt und hat die chemische Formel Mg3Al2(SiO4)3. Manchmal wird er auch als Pyrop klassifiziert ist, da er zu 70% Pyrop und zu 30% Almandin ist. Er wird in wissenschaftlichen Publikationen sowohl unter Almandin als auch unter Pyrop geführt. Wie Sie sehen ist die Klassifizierung von Granat oft nicht ganz einfach.
Der Name stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus rhodon (Rose) und lithos (Stein) zusammen. Andere Quellen sagen, er wäre nach Rhododendron benannt, da die Farbe der Blumen der Farbe der Kristalle oft auffallend ähnelt. Er wurde im 17. Jahrhundert in North Carolina, in den USA entdeckt, doch heute wird er zum Großteil aus Ostafrika importiert.
Rhodolithen gelten als die edelsten roten Granate. Dies verdanken sie ihrer eindrucksvollen Farbgebung, die von dunklem violett-rot bis hellrosa reichen kann. Die seltensten Rhodolithen sind himbeerfarben und überbieten in ihrem Glanz sogar Saphire und Rubine.
Der böhmische Granat
Böhmischer Granat könnte beinahe schon als nationales Kulturgut bezeichnet werden. Granatschmuck wird in vielen Familien von Generation zu Generation weitergegeben und viele Touristen schätzen ihn als Souvenir. Granat war schon den Kelten, die früher die tschechischen Regionen bewohnten, bekannt und tschechische Goldschmiede verarbeiteten im Mittelalter ebenfalls zahlreiche Granate. Den Beweis dafür liefert das Krönungskreuz des tschechischen Königs Přemysl Otakar II, das mit Granaten besetzt ist. Die Berühmtheit des Steins erreichte unter Kaiser Rudolf II ihren Höhepunkt. In dieser Zeit erhielt dieser geographisch spezifische Granattyp auch den Namen “Böhmischer Granat”, der bis heute eine im Verkauf erfolgreiche “Marke” ist.
Aus mineralogischer Sicht gehört der Böhmische Granat zur Mineralgruppe der Pyropen. Der Name stammt vom griechischen Wort pyrop und bedeutet “Feuerauge”. Pyrop ist in Wahrheit nicht besonders selten und kommt auch in anderen Regionen der Welt vor. Die tschechischen Steine fallen allerdings durch ihre kräftige purpurrote Farbe auf, die manchmal auch als Farbe von Taubenblut beschrieben wird. Böhmische Granate sind für gewöhnlich kleinere Steine, nicht größer als 0,6 cm. Almandin hingegen ist meist größer - wenn Sie also einen Granat mit einer Größe von 1 cm sehen, ist es höchstwahrscheinlich kein böhmischer Granat. Diese zwei Granatarten lassen sich auch durch ihre Farbe unterscheiden. Der böhmische Granat hat ein reines Rot, während der Almandin violette Untertöne aufweist.
Tsavorit
Die typische Farbe für Granat ist rot, aber er kann auch anders! Der Beweis ist der Tsavorit, ein Stein in wunderbarem Grün, den Sie auch im KLENOTA Schmuckangebot finden. Wegen seiner chemischen Zusammensetzung gehört er zur Gruppe der grossularen Calciumgranate. Das Geheimnis seiner eindrucksvollen hell- bis dunkelgrünen Farbgebung liegt in einem Anteil von Vanadium und Chrom. Der Tsavorit wird aufgrund seiner markanten Farbe auch häufig mit dem Smaragd verglichen. Manchmal lassen sich auch gelbliche oder bläuliche Farbnuancen im Stein erkennen. Seine Kristalle sind transluzente bis transparente Dodekaeder.
Der Tsavorit wurde 1967 vom britischen Geologen Campbell Bridges in Nordtansania entdeckt. Allerdings erhielt der Stein wegen der politischen Lage erst später seinen Namen - er wurde nach dem Tsavo Nationalpark benannt, der im Becken des gleichnamigen Flusses in Kenia liegt. Tiffany & Co entdeckte den Stein und sein Potential für die Schmuckwelt und begann früh, Tsavorit zu verarbeiten. Heutzutage gibt es nur wenige Gebiete, in denen der Stein unter sehr schweren Bedingungen abgebaut wird. Er gehört deshalb zur Gruppe der sehr seltenen und wertvollen Edelsteine. In den Abbaugebieten des Tsavorit werden häufig Kristalle des ebenfalls seltenen Chrom-Turmalin gefunden.
Granatschmuck in modernem Design
Traditioneller Schmuck aus Böhmischem Granat wirkt auf jüngere Generationen häufig etwas altmodisch. Doch Granat lässt sich auf vielfältige Weise verarbeiten und eignet sich wunderbar für moderne Designs. Im KLENOTA Atelier verarbeiten wir ausschließlich qualitativ hochwertigen Granat, der sich durch kräftige, markante Farbe und besonderen Glanz auszeichnet und der auf verschiedenste Arten geschliffen werden kann. Granat ist auch eine gute Alternative zu Rubinen und Smaragden, die in einer vergleichbaren Größe und Qualität unbezahlbar wären. In unserer Kollektion finden Sie sowohl klassische Almandine, als auch Rhodolithen und Tsavoriten. Besonders erwähnenswert ist ein Rhodolith Ring in Herzform oder ein minimalistisches, offenes Armband in Weißgold mit zwei Rhodolithen in tropfenförmigem Schliff. Granat lässt sich auch wunderbar mit Diamanten kombinieren, aber auch markantere Farbkombinationen finden sich in unserer Kollektion. Zum Beispiel unsere Luxus-Ohrringe mit Rhodolithen und Amethysten.
Die richtige Pflege für Granatschmuck
Granat gehört nicht zu den Edelsteinen, die man vor hohen Temperaturen schützen müsste und sie sind farbbeständig, müssen also nicht vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Allerdings mögen Granate keine Temperaturschocks. Diese können sie erleiden, wenn sie mit sehr heißem Wasser oder Dampf gereinigt werden. Wischen Sie sie lieber mit einem weichen, feuchten Tuch ab. Was die Härte betrifft ist der Granat nicht bedenklich, auch wenn er nicht an die Härte von Diamanten heranreicht. Sie sollten aber dennoch Vorsicht walten lassen, wenn Sie Granatschmuck tragen, da der Stein relativ fragil ist.
Und zuletzt: Wenn Sie Ihrem Granatschmuck Aufmerksamkeit und Liebe schenken, wird er Sie ein Leben lang erfreuen!