Ein Edelstein in seiner natürlichen, ungeschnittenen Form ist oft nicht von einem gewöhnlichen Stein zu unterscheiden. Erst wenn er geschliffen und poliert ist, kommt seine einzigartige Schönheit zum Vorschein. Der richtige Schliff lässt den Edelstein nicht nur strahlen, sondern bringt auch die verborgene Schönheit seiner Farbe, seines Glanzes und seiner einzigartigen Qualitäten ans Tageslicht. In diesem Artikel sollen Sie den Prozess des sehr präzisen und traditionellen Handwerks des Edelsteinschleifers näher kennen lernen.
Die Ursprünge des Edelsteinschleifens
Die Mineralogie begann sich erst etwa Ende des 18. Jahrhunderts als echte Wissenschaft zu entwickeln. Bis dahin ähnelte das Studium der Edelsteine eher der Wahrsagerei aus der Kristallkugel und bis zum Mittelalter lagen die Europäer auf diesem Gebiet weit hinter den Arabern zurück. Im Jahr 1048 beschrieb eine Abhandlung von Abu Rayhan al-Biruni verschiedene Techniken zum Schneiden von Steinen und das in diesem Werk dokumentierte Wissen verbreitete sich dann wahrscheinlich auf europäisches Territorium.
Die Möglichkeiten des Edelsteinschliffs in den böhmischen Ländern des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Karl IV können wir erkunden, indem wir uns die St. Wenzelskrone oder die Verkleidung der Kapelle des heiligen Kreuzes in Karlstein genauer ansehen. Die Art der Schliffe dieser Steine deutet bereits auf ein fortgeschritteneres Niveau des Schneidens und Polierens hin, sowie auf die Tatsache, dass bereits einige Techniken verwendet wurden, die zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet waren. Leider sind jedoch keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Schleiftechniken dieser Zeit erhalten.
Ein sehr wichtiges Dokument, das die Entwicklung des Edelsteinschleiferhandwerks und die Methoden zur Herstellung von Edelsteinen beschreibt, stammt aus der Zeit Rudolfs II. Und trägt den Titel Gemmarum et Lapidum Historia. Das 1609 von Anselmus Boetius de Boot veröffentlichte Werk enthält auch eine Abbildung eines Quadranten - einer Schneidemaschine, die es ermöglicht, ein Mineral in Facetten und abgerundete Formen zu schneiden, die auch heute noch verwendet wird. Im 17. Jahrhundert schließlich begann man erstmals den unteren Teil des Edelsteins spitz zulaufend zu schleifen. Dieses Abkehren von flachen Sockeln zeigt uns, das nun erstmals mit der Steuerung des Lichteinfalls in den Stein experimentiert wurde.
Bereits in der Renaissance konnten Edelsteinschleifer Mineralien mit einer Härte von 8 auf der Mohs'schen Härteskala schneiden. Zu diesem Zweck verwendeten sie Diamantschleifpaste, die allerdings wegen ihrer Körnigkeit oft Kratzer in den Edelsteinen hinterließ. Diese Kratzer dienen uns heute bei der Datierung von Schmuck als Indiz dafür, dass eine Schmuckarbeit aus der Zeit der Renaissance stammt.
In Böhmen wurde die Stadt Turnov und ihre Umgebung zum Zentrum des Edelsteinschleifens. Neben Mineralien wurde hier auch Glas, das in Jablonec-Schmuck verwendet wurde, geschnitten. Die Fräser teilten sich später in zwei Gruppen auf. Einer spezialisierte sich auf das Schneiden von Mineralien, während der andere auf Glasherstellung und geschliffenes Glas spezialisiert war.
Facettierung
Die anspruchsvollste Technik um die Schönheit eines Edelsteins hervorzuheben ist das Teilen der Oberfläche in viele kleine Flächen, die Facetten genannt werden. Diese haben eine wichtige Funktion, denn je nach Einfallswinkel des Lichts reflektieren sie dieses oder lassen es in den Stein eindringen. Dabei übernimmt jede Facette eine bestimmte Rolle. Ein geschliffener Stein ist ein raffiniert durchdachtes Objekt, das sich das Prinzip der Brechung aus der Physik zunutze macht. Das Ziel für den Schliff des Steins ist es, so viel Licht, wie in den Stein eindringt, durch die sogenannte Tafel (die flache Oberseite des Steins) und dessen Facetten zum menschlichen Auge zurück zu reflektieren.
Schleifverfahren in der Praxis
Für Edelsteinschleifer ist es absolut notwendig, die Eigenschaften des jeweiligen Steins genau zu kennen, denn nur anhand dieser Eigenschaften kann der Schleifer den richtigen Schliff auswählen. Zusätzlich muss auf besondere Eigenheiten jedes einzelnen Steins eingegangen werden – seine Transparenz, die Anzahl der Einschlüsse und im Besonderen die Anzahl der Brüche. Es ist die Aufgabe des Edelsteinschleifers, den am besten geeigneten Schliff für den Stein zu wählen und so seine besten Eigenschaften perfekt in Szene zu setzen.
Diamantschleifen
Das Schleifen eines Diamanten erfordert eine sehr spezielle Technologie. Zunächst wird der Rohdiamant gescannt und ein 3D-Modell am Computer erstellt. Basierend auf diesem Modell und den aufscheinenden Unvollkommenheiten wird dann die am besten geeignete Form und Art von Schliff ausgewählt. Am Beginn der Bearbeitung von Diamanten spielt auch die Spaltungsart des Steins eine wesentliche Rolle. Der Bereich, in dem der Stein gespalten wird, wird mit einem Laser markiert, dann geschnitten und durch einen Schlag mit einem Hammer oder Schlägel gespalten. In professionellen Werkstätten kommen zusätzlich spezielle Diamantkreissägen zum Schleifen von Diamanten eingesetzt.
Diamantschliff-Firmen
Die berühmtesten Diamantschleiferwerkstätten befanden sich zunächst in Amsterdam und später in Antwerpen, wohin viele niederländische Cutter zogen. Ein berühmtes Beispiel ist die Firma Coster Diamonds BV , die den berühmten Koh-I-Noor-Diamanten schliff, der die britischen Kronjuwelen ziert. Das älteste Diamantschleifunternehmen war Van Moppes Diamonds, das 1828 gegründet wurde. Viele niederländische Diamantschleifer sind bis heute sehr renommiert, auch wenn sie bei weitem nicht mehr die einzigen Cutter der Welt sind. Israel zum Beispiel ist zu einem Konkurrenten geworden, denn hier setzen jüdische Familien, die ursprünglich aus Antwerpen kamen, ihre Tradition fort. Weitere aktuelle Edelsteinschliff-Zentren befinden sich in Indien, China und Afrika.
Edelsteinschliff bewerten
Jeder Schliff hat klar definierte Parameter, die eingehalten werden müssen, um den Lichteinfall optimal nützen zu können. Dies geschieht jedoch nicht immer. Dies kann an einer schlechten Wahl des Schnitts liegen, der nicht der Form des Rohsteins entspricht, oder an einem absichtlichen Versäumnis, sich an die Führungslinien zu halten, um das Karatgewicht (und damit auch den Preis) des endgültigen Stücks zu erhöhen. Diese Bewertungskategorie wird als Proportion bezeichnet und spielt bei der Bewertung eine große Rolle.
Kleine Details, die nur unter der Lupe erkennbar sind, werden bei der Bewertung eines Schliffs ebenfalls berücksichtigt. Der Gemmologe beobachtet die Größe und Symmetrie der einzelnen Facetten, ihre Schärfe und gegenseitige Kontinuität, die Symmetrie des gesamten Schnittes sowie die gute Zentrierung der Hauptfacetten. Die Oberflächenbeschaffenheit ist ebenfalls sehr wichtig und auch die Qualität der Politur wird berücksichtigt. Die Oberfläche sollte vollständig glatt und ohne Kratzer sein.
Auch die Eigenschaften des Steins selbst, wie Brillanz, Feuer und Szintillation werden bewertet. Brillanz ist der Grad des reflektierten weißen Lichts. Feuer hingegen bezieht sich auf die Anzahl der Spektralfarben, in die das aus dem Diamanten kommende Licht zerfällt. Szintillation beschreibt kleine Lichtblitze, die auftreten, wenn der Diamant von Seite zu Seite bewegt wird. Auch die Menge und das Muster der hellen und dunklen Bereiche innerhalb des Steins werden in dieser Kategorie bewertet.
Ein ausgeklügeltes System, das von der GIA entwickelt wurde, hilft bei der Bewertung von Schliffen bei Diamanten. Es unterteilt Diamanten in fünf Kategorien.
Excellent (Ideal)
Die Diamanten bester Qualität werden als EX bezeichnet und machen etwa 3% der gesamten Diamantenproduktion der Welt aus. Sie sind fast perfekt und reflektieren beinahe das gesamte Licht, das auf sie trifft.
Very Good (Sehr gut)
VG-Diamanten liegen nur knapp hinter den Erstplatzierten idealen Diamanten. Für das ungeübte Auge sind sie nicht von vollkommen perfekten Diamanten zu unterscheiden. Sie reflektieren ebenfalls fast das gesamte Licht, das auf sie trifft, sind aber nicht ganz ideal. Sie machen etwa 15% der weltweiten Gesamtproduktion aus.
Good (Gut)
Das gute Mittelmaß heißt G. Etwa ein Viertel der Diamanten, die geschliffen werden, fallen in diese Kategorie. Sie reflektieren den größten Teil des Lichts.
Fair (Ausreichend)
An vierter Stelle stehen Diamanten mit der Bewertung F. Dies gilt immer noch als Qualitätsschliff, allerdings glänzen Diamanten dieser Kategorie deutlich weniger als die oben genannten.
Poor Cut (Gering)
Den fünften und letzten Platz belegen Schliffe der Kategorie P. Diese Schliffe werden als schlecht bewertet und erfüllen die Kriterien für Qualitätsschliff nicht. Licht wird praktisch überhaupt nicht zurückgespiegelt und tritt durch den Diamanten aus. Der Stein erscheint dunkel, er funkelt nicht und er ist nicht attraktiv.
Schliffarten, die bei KLENOTA zum Einsatz kommen
KLENOTA Schmuck wird typischerweise mit Steinen mit einer Qualitätsbewertung von VG besetzt. Ein traditioneller und sehr beliebter Schliff, vor allem für Verlobungsringe, ist der Brillantschliff. Doch auch weniger traditionelle Schliffformen, wie Herz-, Asscher-, Princess- oder Smaragdschliff kommen in unserem Atelier durchaus zum Einsatz. Die optische Qualität, Größe und Symmetrie sind für diese Schliffe entscheidend, da sie sowohl den Gesamteindruck des Schmucks als auch die Qualität der Fassung beeinflussen – das heißt, dass der Stein perfekt in den Ring passt und auch nach längerer Zeit nicht herausfallen kann.
Steinsetzen ist eine eigene Handwerkskunst in der Schmuckindustrie und erfordert höchste Qualitätskontrolle und exzellente Steinsetzer. Wir haben diesem Thema einen separaten Artikel auf unserem Blog gewidmet, in dem Sie erfahren, wie sich dieses präzise Handwerk entwickelt hat und wie wir heutzutage Edelsteine in Schmuck setzen.